Himmelsscheibe vom Mittelberg im Gesichtsfeldsonnenkreis der Azimut-Grade
 
                              
In einem Tongefäß nahe eines Grabhügels, dem Torshøj bei Nors in Thy/Nordjütland, wurden 88 bronzezeitliche Sonnenschiffchen aus dünnem Goldblech gefunden. Das größte ist etwa 17 cm lang, einige sind mit solaren Kreisornamenten geschmückt. Meine Abildung zeigt drei der zusammengesteckten Boote.
              
 
 
Im Süden der Himmelsscheibe ist das Sinnbild des Nachtmeerbootes der alten Mythologie zu sehen. Ein etwa zeitgleiches südschwedisches Felsritzbild vom Sonnenboot aus der Küstengemeinde Järrestad/Simrishamn liegt von Möthlow im Havelland um die 400 km - über die Ostsee hinweg - entfernt. Das für die skandinavische Bronzezeit typische Felsbildschiff zeigt eine siebenköpfige Bemannung. Ca. 180 km sind es von Möthlow bis zur Bucht von Wismar, wo man in einem Torfmoor das bronzezeitliche Horn fand, auf dem Ritzbildchen zu sehen sind (Schiffe, Sonnenräder, Sonnen-Speer-Träger), die den skandinavischen Felsritzbildern völlig gleichen. Daran ist abzulesen, die Ostsee trennte nicht, sondern verband den Nordraum zur Trichterbecherkultur und ihrer Folgekulturen.
 
Die frühbronzezeitliche Himmelsschreibe vom altheiligen Mittelberg bei Wangen-Nebra an der Unstrut, aus dem Land der alten Thüringer, aus dem Zentralgau Germaniens, ist ein Jahrtausendfund, so bedeutsam wie es die meisten Leien garnicht fassen können. Er wird, auf Dauer gesehen, ganze Generationen von „Panbabylonisten“, „Alexandriner“ und kirchenfanatische „Ex-Oriente-Lux“-Anhänger verstummen lassen. Es postulierten in der Vergangenheit traditionel, aus einigen Winkeln bis heute, beseelt vom fundamentalideologischem Antagonismus gegen alles Nordische, antigermanische und christenkirchliche Publikationen, in gewünschter Weise Aversionen auslösend, vom Nodischen und Germanischen als einer „unterentwickelten, barbarischen Randkultur“. Typisches Beispiel, die Titelgeschichte „Spiegel“ 44, 1996: „Die Germanen - unsere barbarischen Vorfahren“, unter Überschriften wie: „Das düstere Antlitz der Urdeutschen“ und „Störenfriede im Nebelland“, „kriegslüsterne Metsäufer“ und, nach eigener Recherche, gefälschten Zitaten, wie: „Lesen konnte sowieso kaum einer“ und „Kalender existierten nicht“. Dass Kalender sehr wohl existierten, von der Urzeit bis zum antiken Germanentum, bewies ich mit meiner Runen-Dechiffrierung „ODING-Wizzod“, 1993. Ein Jahrtausend vor babylonischen Keilschrifttexten zur Jahresschaltregel lunisolarer Kalenderregelungen zeigt das bislang älteste geschmiedete astronomische Himmelsbild, auf dem abzulesen ist: 1. die konkrete Neumond-Pejaden-Konstellation, 2. die etwaige Jahreszeit über die Randleisten-Sonnenpendelbögen. Die Himmelsscheibe ist fertigungstechnisch zwar für die  Frühzeit geradezu sensationell, aber doch weit davon entfernt, ein präzieses Gerät im modernen Sinne zu sein. Die feinen Goldblechapplikationen wurden in gewünschter Form auf der runden Bronzplatte so befestigt, indem schräg nach außen geschlagene Kanäle eingeprägt wurden, in welche die Goldblechränder unterschoben wurden, bevor man sie wieder flachhämmerte. Man nennt diese Verzierungstechnik aus Edelmetall-Intarsien „Tauschierung“. 100-prozentig exakt und formidentisch sind die beiden goldenen Randleisten - die vorhandene und die verloren gegangene - nicht geraten, deshalb ist die Feststellung des Randleisten-Überkreuzungsmittelpunktes, aus dem die Winkelspanne des jährlichen Sonnenweges hervorgeht, nicht gerade einfach.
 
Dr. Burkard Steinrücken von der westfälischen Volkssternwarte und Planetarium Recklinghausen, erklärt https://sternwarte-recklinghausen.de/astronomie/astronomie-im-alten-europa/#14 zur Himmelsscheibe vom Mittelberg: „Die jährlichen Pendelbögen, die die Sonne beim Aufgang am Osthorizont bzw. beim Untergang am Westhorizont zwischen den Grenzpunkten der zwei Sonnenwenden durchläuft, sind auf der Scheibe in Form zweier goldener Randsegmente dargestellt (eines fehlt jetzt). Die Winkelspanne, die von diesen Segmenten überdeckt wird, beträgt 82,7° und sie entspricht dem jährlichen Pendelbogen der Sonne zwischen Mittsommer und Mittwinter in Sachsen-Anhalt in der Bronzezeit. Die anderen Symbole sind nicht eindeutig. Die Goldpunkte sind sicher Sterne, und die sieben dichter stehenden Sternpunkte stellen wahrscheinlich die Plejaden, das Siebengestirn, dar. Die goldene Scheibe symbolisiert entweder die Sonne oder den Vollmond, die Sichel könnte den Mond zeigen, aber auch die Sonne bzw. den Vollmond während der partiellen Phase einer Sonnen- bzw. Mondfinsternis. Das runde Symbol am Rand der Scheibe hat keine Entsprechung am Sternenhimmel. Wahrscheinlich ist es ein Schiff, das ähnlich der ägyptischen Sonnenbarke über den Himmel fährt und als Sinnbild der ewigen Bewegung des Himmels gedeutet werden kann. Die naturgesetzlichen Ursachen der täglichen Umdrehung des Sternenhimmels, des monatlichen Laufes des Mondes und des jährlichen Laufes der Sonne waren dem frühen Menschen noch unbekannt. Die unermüdliche ewige Himmelsbewegung gab Anlass zur Hoffnung auf Unvergänglichkeit, ewiges Leben und kosmische Wiederkehr, die im Kontrast zur irdischen Vergänglichkeit steht, der niemand entrinnen kann.
 
Wer waren die Herren der Himmelsscheibe ?
 
Ganz natürlich besitzt der Fundort der Himmelsscheibe eine astronomische Funktion, denn vom Mittelberg aus gesehen geht die Sonne am Tag der Sommersonnenwende hinter dem markannten Berg Brocken im Harz unter. Der Sonnenuntergang am 1. Mai, dem alten Sommerbeginn, auch Tag der Walpurgisnacht, ist hinter dem höchsten Berg des Kyffhäuser-Gebirges zu sehen. Antworten auf Fragen wie beispielsweise, wer war Auftraggeber oder Besitzer der Himmelsscheibe und wo wurde sie hergestellt, haben plausible Antworten gefunden. Die mächtigsten Fürsten der damaligen Zeit und Region waren die Herren von Bornhöck beim heutigen Dieskau im Saalekreis. Bornhöck heißt der größte Grabhügel Mitteleuropas. Die 5,8 Meter mal 3,5 Meter große Grabkammer war mindestens 2,5 Meter hoch. Darauf lagen schwere Sandstein- und Porphyrblöcke. Rund 20.000 Tonnen aufgeschüttete Muttererde ergaben einen kegelförmigen Hügel von 65 Meter Durchmesser und 13 Meter Höhe. Zwei Fürsten aus dieser mächtigen Dynastie liegen hier, einer Herrschaft, welche die Gaue vom Nordharz bis zur Golden Aue im Süden domimierte. Wir sind nicht ganz sicher, wie weit zur Phase der Aunjetitzer Kultur (2.300-1.550 v.0) das Einflussgebiet der Borhöcker reichte; seit Ende des 17. Jahrhunderts rechnet man zur goldenen Aue das ganze Helmetal von Nordhausen abwärts bis Sangerhausen und Allstedt und das Stück des Unstruttals von Sachsenburg bis Memleben. Der erste Bornhöcker Fürst wurde vor etwa 3.800 Jahren, der zweite vor 3.750 Jahren bestattet. Die Frage, ob die Himmelsscheibe durch redlichen Kauf oder durch einen Gewaltakt etwa 100 km in Richtung Süden gebracht wurde, werden wir wohl nie erfahren. Die Grabbeilagen der Herren müssen enorm wertvoll gewesen sein. Man nimmt an, dass mindesten 13 Goldgegenstände aus dem Bornhöck-Hügel die Plünderungen überlebten, bis 1945 die Russen kamen, deren „Trophäenkommissionen“, die Museen von Berlin und Leipzig plünderten, um das Moskauer Puschkin-Museum zu bereichern.
 
Wo ist ihr Ursprung anzunehmen ?
 
Die Überlegung, wo die Himmelsscheibe ihren Ursprung habe müsste, ergibt sich aus dem Winkel ihrer Sonnen- oder Horizontbögen, der sog. „Randleisten“ (rechts mit Goldauflage, links ohne). Ihr Winkel weist etwa 83 Grad auf. Er passt nicht zur geographischen Breite des Mittelberges und ebensowenig zu der des um 20 km entfernten Ringheiligtums von Goseck. Achtung, nicht irritieren lassen, wir sprechen einmal von den Azimut-Graden des Horizontkreises und dann vom Winkelgrad zwischen dem tiefsten und höchsten Sonnenstand (WSW-SSW). Der Astronom und Autor Prof. Dr. Wolfhard Schlosser erklärt das Prinzip für jedermann verständlich in „Der geschmiedete Himmel“, 2004, S. 44: „Hält man die Scheibe horizontal, so bezeichnet der rechte Bogen den Bereich, innerhalb dessen die Sonne während eines Jahres aufgeht… Entsprechendes gilt für die linke Seite, die Seite der Sonnenuntergänge. Aus dem Winkel der Horizontbögen von 82-83 Grad ergibt sich eine geographische Breite für den optimalen Nutzungsort der Himmelsscheibe. Sie verläuft etwa durch Magdeburg, liegt also leicht nördlich vom Fundort.“ Ein halbes Grad mehr oder weniger bei Winkelmessungen auf der Scheibe kann bereits zu sehr abweichenden Annahmen der möglichen Produktionsstätte führen. Gesichert ist jedenfalls, dass wir uns nach einem nördlicheren Herstellungsort für die Himmelsscheibe umzuschauen haben. Viele der sog. Kreisgrabenanlagen entstanden schon in der Jungsteinzeit, die der Bronzezeit vorausging. Daher hat auch die bei etwa 52,1 Grad gelegene Anlage bei Watenstedt (Landkreis Helmstedt/Niedersachsen) für die Himmelsscheibe keine Relevanz. Ebenso verhält es sich bei der etwa auf 52 Grad liegenden bei Niedergörsdorf (nahe Jüterbog/Landkreis Teltow-Fläming). Die dortige Kreisgrabenanlage (ca. 70 km südlich von Mitte Berlin) wird auf 4.700 v.0 und damit auch weit in die Zeit vor der Himmelsscheibe datiert. Der Dom zu Magdeburg liegt bei 52,1°. Mit Sicherheit war die Stätte auf der der Dom zu Magdeburg errichtet worden ist, ein vorchristlicher Kultort, sonst wäre er dort nicht errichtet worden. Aber durch die christenkirchliche Überbauung fehlt uns zunächst die exakte Nachweisführung für diese Annahme. Als idealen Standort der Himmelsscheibe fand in den Jahren 2004/5 der Berliner Forscher Harald Gränzer: 52,3 Grad. Etwa bei 52,3 Grad nördlicher Breite beginnt in der Stadt Brandenburg das Havelland. Die beiden Ringheiligtümer von Möthlow im Havelland liegen auf 52,36°. Sie könnten der gesuchte Treffer sein. „Auf der plateauartigen Anhöhe des Mühlenberges, etwa 1 km südöstlich von Möthlow gelegen, befindet sich mit einem Kultplatz der Jungsteinzeit und der frühen Bronzezeit ein besonderer Fund“, so äußern sich die Autoren im Sachbuch „Das Havelland um Rathenow und Premnitz“ (2017). Es handelt sich um Spuren von zwei Kreisgrabenanlagen im Durchmesser von 7 bis 12 Meter. Es heißt dort, auf der gesamten Fundfläche hätten keine Nachweise für einen Bestattungsplatz festgestellt werden können, „daher sprechen Lage und Befunde für einen rein kultischen Zwecken vorbehaltenen Platz“. Der 1996 archäologisch nachgewiesene Kultplatz ist bedauerlicherweise durch einen Sandtagebau weitgehend zerstört. Wahrscheinlich bot der Hügel gute Rundumsicht bzw. einen weiten Horizont. An seiner höchsten Stelle misst er 47 Meter. Die erste urkundliche Erwähnung vom kleinbäuerlichen Möthlow fällt erst auf das Jahr 1307. Die heutige Gemeinde Märkisch Luch setzt sich aus den Ortsteilen Barnewitz, Buschow, Garlitz und Möthlow zusammen. Das älteste Bauwerk in Barnewitz ist die im 13. Jh. aus Granitfindlingen bzw. einem Megalithgrab errichtete Kirche. Buschow, zwei km südlich von Möthlow, war schon in der Steinzeit vor über 6.000 Jahren besiedelt, wovon auch seine Urnenfunde berichten. Es besaß Rittergüter, aber Möthlow hatte höhere Bedeutung, hier war ein Rittersitz, eine Meierei sowie ein Ober- und ein Niedergericht. Bei einem Großbrand vernichtete das Feuer bedauerlicherweise den ältesten Teil der Ortschronik. Garlitz wurde bereits 1161 in mittelhochdeutscher Schreibweise „Garzelice" in einer Urkunde mit dem Siegel des Bischofs Wilmar genannt. Es handelt sich um ein urgermanisches Besiedelungsgebiet. 30 km südwestlich von Möthlow liegt das Hügelgräberfeld Vieritzer Berg, mit Siedlungen aus dem Neolithikum. Der Ort liegt etwa 100 km westlich von Berlin. Also haben bereits auch die neolithischen Havelländer die Sonnenaufgänge exakt beobachtet. Zudem wird die dortige Kultur mit einem Rinderkult in Verbindung gebracht, den auch die Leute vom Heiligtum Goseck geübt haben, wie es die Funde von Stierköpfen an den Sonnenpforten beweisen. Die meisten, nämlich elf Stück, wurden am Sonnen-Untergangstor der WSW gefunden. Ganz erstaunlich mutet die lange Tradition an, die noch im mindestens tausendfünfhundert Jahre jüngeren Oding’schen Runen-Kalenderkreis die Urstier-Rune zum Anfang des Sonnenstillstandes, dem Winter-Solstitium, platzieren ließ. Die spätneolithischen Havelländer sollen Rinder nicht nur geopfert, sondern teilweise sogar bestattet haben. Über die tiefere Bedeutung der Ringheiligtümer schreibt Ina Wunn aus Remscheid: „Ein weiterer Schwerpunkt neolithischer Religion war die Verehrung der Ahnen, mythischer oder tatsächlicher Vorfahren. Ein Teil der im frühen Neolithikum weit verbreiteten Figurinen muss als Ahnenfiguren angesprochen werden. Auch die Rondelle und Megalithgräber des mittel- und westeuropäischen Neolithikums dienten dem Ahnenkult. Dementsprechend waren Totenbrauchtum und Bestattungssitten von überragender Bedeutung“ („Götter, Mütter, Ahnenkult Neolithische Religionen in Anatolien, Griechenland und Deutschland“, 1999).