Das Waldweben erlauschen.....
 
DAS WEBEN IM WALDE
 
Hört Ihr die wispernden Weisen im Wald ?
Hört Ihr sie nicht, ändert Eure Gestalt !
Werdet zum Bäumchen nach Eurer Wahl,
wachset zur Säule im lauschigen Saal.
 
Verschießt die Augen, verschließt den Mund,
so wird Euch das Weben im Walde kund.
Schärft und steigert die Vorstellungskraft,
nehmt für das Bild Eure Seele in Haft.
 
Sucht Eure Kraft der vergessenen Sinne,
öffnet Sensoren zum neuen Beginne.
Eure Flächen werden ein einziges Ohr,
Empfindungen kommen wie niemals zuvor.
 
Ihr hört das Raunen von Baum zu Baum,
es summt bis hinüber zum Waldessaum.
Ihr lauscht hinauf in den Wipfel-Gesang,
vernehmt das Wuseln im Wurzel-Gang.
 
Ein emsiges Werkeln an jeglichem Ort,
gefügt und gefestigt wird fort und fort.
Da zimmern Zwerglein, zeitlebens frisch,
die schaffenden Zellen verständigen sich.
 
Und dann, jenem Walten das alles erschuf,
fährt hoch in den Himmel ein Jubelruf.
Unzählige Stimmchen stimmen mit ein,
danksagend macht sich der Wald gemein.
 
Das erwachte Menschlein steht mittendrin,
es fühlt sich zu allen Geschwistern hin.
Das brandet hinein in die Menschenbrust,
das läutert und weitet des Lebens Lust.
 
Das Raunen im Walde
 
Bäume sprechen miteinander, verfügen über ein kollektives Gedächtnis und sind über ein Netzwerk miteinander verbunden. Was wie eine Beschreibung des alten Zauberwaldes anmutet ist näher an der Wirklichkeit als vermutet, wie es immer mehr wissenschaftliche Forschungen bestätigen. In der Waldluft schweben ständig chemische Botschaften, mit deren Hilfe Bäume kommunizieren oder Feinde abwehren. Wie unsichtbare Kommunikationsfahnen durchwehen sie den Wald. Diese unsichtbaren Botschaften dienen auch dem gegenseitigen Schutz. Wird ein Baum von einem Schädling befallen bildet sich in seinen Blättern ein spezielles Gemisch aus leichten, flüchtigen Substanzen wie Terpenen und Ethylen. Diese Stoffe verlassen die Blätter des geschädigten Baumes durch Spaltöffnungen. Die Bäume in der Umgebung nehmen die Duftstoffe über ihre Blattoberfläche auf. Daraufhin beginnen sie ebenfalls Abwehrstoffe zu bilden. Solche Duftbotschaften wirken etwa 10 Meter weit. Forscher der Universität Göttingen haben dies in einem Freilandversuch mit Schwarzerlen beobachtet. Schwarzerlen sind nicht die einzigen, die durch solche Duftbotschaften miteinander „sprechen“. Auch Tomaten oder Baumwollpflanzen warnen ihre Nachbarn auf diese Weise. Bei tropischen Pflanzen der Gattung Macaranga haben Forscher der Universität Würzburg außerdem beobachtet, dass angefressene Pflanzen tierische Hilfe gegen Schädlinge rufen. Wie die Erle bildet auch die Macaranga tanarius verstärkt Jasmonsäure, wenn Käfer oder Raupen ihre Blätter anfressen. Nach mehreren Zwischenprodukten endet die Abwehrreaktion der Pflanze hier in der verstärkten Bildung von Nektar auf den Blättern der Macaranga. Dieser Blattnektar lockt Insekten wie Ameisen und Blattwespen an. Die räuberischen Insekten fressen den Nektar und verteidigen im Gegenzug den Baum gegen die Raupen.
 
Das Wispern der Wurzeln
 
Unter der Erde nehmen die Baumwurzeln etwa doppelt so viel Fläche ein wie die Krone in luftiger Höhe. Und in einem einzigen Löffelchen Wald-Erde befinden sich kilometerlange Pilzgeflechte, winzige Leitungen, die ganze Wälder vernetzen - wie das Internet unsere Computer. Fast alle Bäume im Wald kooperieren mit einem oder mehreren Pilzfreunden. Über ihr Feinwurzelsystem können Bäume und Pflanzen zu diesen, Mykorrhiza genannten Pilzen Kontakt aufnehmen. Verschiedene Bäume werden durch sie in ein Netzwerk zusammengebunden. So können Informationen von Baum zu Baum weitergeleitet werden. Um die Mykorrhizen zu erkennen braucht es gute Augen. Die kleinen, weißen Fäden legen sich auf ihrer Suche nach Zucker wie Wattewickel um die Wurzeln der Bäume. Die Pilze docken unter der Erde an den Wurzeln an, dann beginnt der Austausch. Für den Zucker, den die Pilze bekommen, geben sie Nährstoffe aus der Erde an den Baum ab. Zudem schützen die Pilze die Wurzeln, indem sie Schadstoffe filtern. Jeder Waldboden wird von einem gigantischen Netzwerk von Mykorrhiza durchzogen. Tatsächlich ist es wie ein Waldnetz. Das unterirdische Netz hilft den Bäumen auch, ihren Nachwuchs zu versorgen, der im Dämmerlicht des Waldes allzu oft im Schatten steht.